Ein besonderer Brand in der Vergangenheit war sicherlich der Brand des EKU Hochturmes am

06.05.2009. Nur durch glückliche Umstände kam es nicht zur Katastrophe.

Hier der offizielle Bericht aus dem Jahr 2009: 

Allgemeine Lage:

Der 1968 erbaute Hochturm der früheren EKU Brauerei, steht nördlich der Bahnlinie Bamberg – Hof

und wird durch die vierspurige EKU–Straße von der restlichen Brauerei getrennt.

Ein Übergang verbindet beide Gebäude. Nördlich in der Penselstraße beginnt Mischgebiet mit

mehrstöckigen Wohngebäuden und Gewerbebetrieben, direkt östlich grenzt unmittelbar die

UNIMA Malzfabrik (IREKS) an, nur wenige Meter trennen die Gebäude.

Im Osten steht in ca. 200 m Entfernung die Futtermittelfabrik Bergophor und mehrere Autohäuser.

Das Gebäude ist von Westen und Norden gut, von Süden, wegen der Bahnlinie, nur bedingt zu erreichen.

Die Wasserversorgung ist durch eine Industrieleitung DN 500 und den in 350 m Entfernung vorbei

fließenden Mühlkanal als gesichert einzustufen.Das Gebäude wurde von der Brauerei als Lagerkeller

( 53m lang, 20 m breit und 44 m hoch ) genutzt und steht nun zum Abriss an.

Der Turm selber wurde aus einer Stahlkonstruktion erbaut, die ausgemauerten Außenwände wurden

mit einer Styropordämmung versehen und mit Aluminiumblechen verkleidet.

Die Hilfsfrist der Feuerwehr Kulmbach ist wegen der kurzen Entfernung des Feuerwehrzentrums als

gesichert einzustufen.                                                                                                                                     

 

Besondere Lage:

Am Mittwoch, den 06. Mai 2009, begann das Abrissunternehmen wie schon mehrere Tage

zuvor wieder mit ihren Arbeiten am Hochturm. Dazu wurde auch mit einem Mobilkran

ein 5 Tonnen Bagger auf die oberste Decke des Gebäudes gehoben. Stahlträger wurden mit

Schweißbrennern durchtrennt und mit Kränen zu Boden gebracht um dort fachgerecht zerlegt

und entsorgt zu werden. Am Brandtag herrschte starker Südwest-Wind bei heiterem Wetter

und 24 Grad Celsius.

Gegen 13.30 Uhr brach aus noch ungeklärter Ursache im Dachbereich ein Feuer aus.

Eigene Löschversuche der Bauarbeiter scheiterten. Die Männer konnten sich nur noch in letzter Sekunde

von den Flammen ins Treppenhaus Süd retten, der Bauleiter setzte den Notruf ab, zusammen mit

zahlreichen Kulmbachern, welche die unheimlich starke Rauchentwicklung ebenfalls bemerkten.

 

 

 

Alarmierung:

Gegen 13.37 Uhr löste die Polizei Kulmbach, die Alarmstufe 3 über BASIS aus und meldete

einen Großbrand im Bereich des EKU Hochturmes. Kurz nach der Alarmierung trafen KBI Thomas Limmer,

der die Einsatzleitung übernahm, und SBM Michael Weich mit dem KdoW an der Brandstelle ein.

Nach kurzer Absprache teilte man die Brandstelle zunächst in zwei Abschnitte:

Südwest KBI Thomas Limmer, Nordost SBM Michael Weich. Die drei Streifenfahrzeuge der

PI Kulmbach sperrten die Brandstelle weiträumig ab. Bereits auf der Anfahrt hatte SBM Michael Weich

Vollalarm für die FF Kulmbach, Melkendorf, Katschenreuth und das THW Kulmbach auslösen lassen. 

Dies geschah von der bereits besetzten Nachalarmierenden Stelle (NaSt) Kulmbach.

Die Einheiten des BRK kümmerten sich derweil um die verletzten Bauarbeiter.

 

Einsatzablauf:

 

In rascher Folge trafen die ersten Fahrzeuge der FF Kulmbach am Brandort ein.

Während das LF 16 und das TLF 16/24 Tr. über die Reichelstraße an der Westseite Aufstellung nahmen,

fuhren ein TLF 16/25 mit fahrbarem Schaum-Wasserwerfer und die erste DLK 23/12 über

die Penselstraße zum Brandobjekt. Das LF 16 erhielt den Auftrag zusammen mit dem TLF eine

Widerstandslinie zum Übergang in die Brauerei zu errichten; LF 16/12 und RW 2 stellten im

Westabschnitt die Wasserversorgung aus zwei Unterflurhydranten sicher.

Ein Trupp unter PA versuchte den Kranführer vom Mobilkran in Sicherheit zu bringen,

da dieser noch versuchte den Kran abfahrtbereit zu machen. Dies scheiterte allerdings aufgrund

der starken Rauch- und Wärmeentwicklung. Er konnte die Gefahrenstelle selbstständig verlassen,

dies war allerdings den Einsatzkräften nicht bekannt. Das TLF 16/25 mit Werfer und das Wenderohr

der DLK 23/12 wurden zum Schutz der Wohnhäuser in der Penselstraße eingesetzt.

 

Wasser lieferte ein Oberflurhydrant und die inzwischen eingetroffene FF Melkendorf aus einem

Unterflurhydranten in der Kronacher Straße. Die Kräfte des THW Kulmbach beruhigten mit

Lautsprecherdurchsagen die benachbarten Firmen und Altenpflegeheime, da die schwarze Rauchwolke

durch den starken Wind nach unten gedrückt wurde und Richtung Innenstadt zog.

Das Kulmbacher Volksfest wurde kurzerhand geschlossen, da dort der Kindertag stattfand.

SBM Michael Weich hatte in Absprache mit dem Einsatzleiter die FF aus Mainleus, Schwarzach,

Rothwind, Neudrossenfeld und Kasendorf nachalarmieren lassen. Vom Einsatzleiter wurde die Ständige Wache

der FF Bayreuth mit DLK 23/12, LF 16-TS und SWW nachgefordert. Der Notfallmanager der Deutschen Bahn AG

wurde verständigt, da die starke Rauchentwicklung den Zugverkehr beeinträchtigte.

Die FF Kulmbach richtete mit drei MZF eine Atemschutzsammelstelle in der Kronacher Straße ein.

58 Geräteträger kamen zum Einsatz, bzw. standen auf Bereitschaft. Ein weiteres TLF 16/25,

die zweite DLK 23/12 und die FF Katschenreuth lotste SBM Michael Weich über die Osteinfahrt

der Malzfabrik, um dort eine Widerstandslinie zu errichten. LM Michael Weigel entdeckte bei

einer Erkundung, dass eine Dachgaube der Malzfabrik durch Wärmestrahlung in Brand geriet.

Zur Verstärkung wurden die TLF 16/25 aus Schwarzach und Neudrossenfeld und das LF 16 aus

Rothwind ebenfalls zur UNIMA Malzfabrik beordert. Wasser lieferte ein Oberflurhydrant im

Betriebsgelände und später eine B–Leitung vom Mühlkanal, die von der FF Kasendorf (LF 16/12 und SW 2000 )

verlegt wurde. Zum Schutz der Malzfabrik kamen ein Wenderohr, drei tragbare Wasserwerfer und

mehrere C–Rohre zum Einsatz. Wertvolle Hilfe leisteten hier ortskundige Mitarbeiter der Firma IREKS,

die den Einsatzkräften beratend zur Seite standen.

Inzwischen war auch die dritte DLK 23/12 der FF Bayreuth in Stellung gebracht.

Wasser lieferte das dritte TLF der FF Kulmbach und die FF Mainleus (LF 16/12, LF 8, MZF).

Über eine weitere B–Leitung zum Mühlkanal und einem Oberflurhydranten beim Einkaufszentrum „Fritz“ konnte

die FF Mainleus weitere Rohre zur Widerstandslinie Malzfabrik einsetzen.

Zur Verstärkung und Ablösung der Atemschutzgeräteträger wurde die FF Thurnau

(KdoW, TLF 16/25, MZF, SW 1000, TSF/W) und weitere Fahrzeuge des THW Kulmbach nachalarmiert.

Im Schnelleinsatzzeltes der UG-ÖEL wurden stündlich Lagebesprechungen durchgeführt.

Nach der ersten Besprechung wurden von KBI Thomas Limmer die Abschnitte neu eingeteilt,

um die vielen Aufgaben besser koordinieren zu können. Abschnitt 1, Nord und Ost (SBM Weich),

Abschnitt Süd (KBM Siegfried Zillig), Abschnitt West (HBM Michael Stumpf) später noch Abschnitt

Innenangriff (SBI Heinrich Poperl). Des weiteren standen der Einsatzleitung KBR Karl Heinz Kammerer,

KBI Stefan Härtlein, KBM Thomas Hoffmann, KBM Udo Hermannsdörfer, Pressesprecher KBM Jürgen Hochgesang

und der KBM Atemschutz, Alexander Reinsch, zur Verfügung. Das BRK hatte mittlerweile 13 Verletzte

unterschiedlichster Art zu versorgen. Rund 70 Kräfte, Notärzte und der RTH Christoph 20 standen

dem Einsatzleiter Rettungsdienst zur Verfügung. Oberbürgermeister Henry Schramm,

Landrat Klaus Peter Söllner, stv. Landrat Jörg Kunstmann, Sachgebietsleiter Erwin Burger vom Landratsamt,

die Leiterin des Ordnungsamtes Petra Arnold, der Leiter der PI Kulmbach Gerhard Renk,

der OB des THW Norbert Groß, vier Notfallseelsorger sowie Vertreter der Brauerei und der Abrissfirma

waren immer bei den Besprechungen mit vertreten.

Der vor Ort anwesende Statiker stufte besonders die tragenden Stahlstützen an der Außenwand als

einsturzgefährdet ein. Auch die abgehängten leichten Aluprofile, welche mit Wärme beaufschlagt wurden,

drohten abzustürzen und unkontrolliert durch die Luft zu segeln.

Eine weiträumige Absperrung war deshalb unumgänglich. Um das weitere Vorgehen besser einschätzen

zu können, wurde von der Polizei ein Hubschrauber zur Verfügung gestellt, mit dem auch der

Einsatzleiter KBI Thomas Limmer sich ein Bild über die Schadenslage machen konnte und weitere Schritte einleitete.

Der massive Löschangriff ( 3 Wenderohre, 6 tragbare Werfer, 1 fahrbarer Werfer, 3 Schaumrohre,

7 B– und 10 C–Rohre, 1400 l Schaummittel) zeigte Wirkung, die Gefahr war noch lange nicht gebannt.

Die Zahl der Verletzten (meistens Rauchgasinhalation) stieg auf 17 an.

Das BRK alarmierte Kräfte von Wasserwacht, DLRG, Bergwacht und Versorgungseinheiten nach.

Im nahe gelegenen Bauhof der Stadt Kulmbach wurde eine Verletztensammelstelle und im

Feuerwehrzentrum Kulmbach eine Verpflegungsstation eingerichtet, da abzusehen war,

dass der Einsatz längere Zeit dauern würde.

 

Weitere Maßnahmen:

Eine weitere große Gefahr waren die übers ganze Gebäude verteilten Acetylen- und Sauerstoffflaschen

(min. 24 Flaschen vom Treppenhaus Süd erkennbar).Unter Führung von SBI Heinrich Poperl erkundeten

zwei Trupps unter PA vom Treppenhaus her die Lage und löschten dabei auch in allen Geschossen

die brennenden Türstöcke und Türen zum Treppenhaus ab.

Die Gasflaschen im Treppenhaus selbst waren kalt, hier bestand keine Gefahr.

Nicht einschätzen konnte man die Situation im völlig ausgebrannten Dachgeschoss.

Deshalb entschloss sich die Einsatzleitung hier keinen Innenangriff durchzuführen und erst mal

weiter mit den Werfern vom Dach der Malzfabrik aus zu kühlen.

Nachdem auch die Gefahr zu den Wohnhäusern in der Penselstraße gebannt war, wurde die

erste DLK 23/12 in die EKU Straße umgesetzt, um über den Werfer Schaummittel mit der Windrichtung

ins Dachgeschoss zu  bringen.

Dort brannten immer noch der Bagger. Um den fahrbaren Wasserwerfer

in der Penselstraße noch effektiver zu betreiben, wurde vom LF 10/6 der FF Neudrossenfeld eine

dritte B–Leitung zum Werfer verlegt, um die Wurfweite zu erhöhen (Wasserabgabe ca. 2700 l pro min).

In Spitzenzeiten wurden insgesamt bis zu 28.000 l/Minute abgegeben, davon 25.000 l alleine aus dem

Hydrantennetz. Die Kulmbacher Stadtwerke waren deshalb sofort mit vor Ort, damit keine Engpässe

bei der Löschwasserversorgung entstehen konnten. Auch Vertreter der E.ON Bayern, Verantwortliche der

Umweltschutzbehörde und der umliegenden Firmen waren ständig in Kontakt mit der Einsatzleitung.

Gegen 15.20 Uhr war das Feuer soweit unter Kontrolle, so dass für die umliegenden Gebäude keine Gefahr

mehr bestand und die ersten Landkreisfeuerwehren herausgelöst werden konnten. Das LF 16/12 der

FF Kulmbach wurde für eventuelle Paralleleinsätze ebenfalls herausgezogen. Gegen 17.00 Uhr konnten auch

Trupps unter PA mit SBI Poperl bis zum Dachgeschoss vordringen. Hier fand man mehrere Gasflaschen

im Treppenhaus vor, vier weitere lagen in Sichtweite im Brandschutt.  Mit dem Fernthermometer und

der Wärmebildkamera konnte keine Erwärmung festgestellt werden. Der massive Schaumeinsatz

(es wurden 1400 l Schaummittel verbraucht) zeigte Wirkung, so konnte auch der 5 Tonnen Bagger

abgelöscht werden. Ein weiterer Trupp drang mit einem Mitarbeiter der Abbruchfirma vom nördlichen

Treppenhaus zur Flasche des Mobilkrans im obersten Stockwerk vor, um die Kette, an der ein Stahlträger

angeschlagen war, zu lösen. Dies scheiterte, da durch die Wärmestrahlung der Kran komplett seinen

Dienst verweigerte. Gegen 18.30 Uhr konnten alle auswärtigen FF entlassen und im FWZ vom BRK

verpflegt werden. Die von der FF Stadtsteinach besetzte Atemschutzwerkstatt  stattete jede Stützpunktwehr

wieder mit vier PA aus, um die Einsatzbereitschaft im Landkreis aufrecht zu erhalten. Von der FF Kulmbach

wurden die ersten Fahrzeuge abgezogen.

Ein kompletter Löschzug blieb allerdings bis 20.30 Uhr an der Einsatzstelle.

Danach wurde von der Brauerei ein Sicherheitsdienst eingesetzt um Kontrollgänge durchzuführen.

 

Brandwache:

Gegen 21.26 Uhr bemerkte der Wachdienst eine kleine Feuerstelle auf dem Dach.

Die FF Kulmbach wurde wieder in Zugstärke an die Einsatzstelle beordert, wo SBI Poperl und SBM Weich

bereits die Erkundung aufgenommen hatten.

SBI Poperl entdeckte im Bereich unter dem Brandschutt

noch eine Acetylenflasche und ließ alle Kameraden ins Treppenhaus Süd zurückziehen.

Von dort aus wurde mit einem tragbaren Werfer das Feuer bekämpft und die Gasflasche gekühlt.

Alle Wehrleute verließen das Gebäude. Aus sicherer Entfernung immer wieder Temperaturmessungen

mit dem Fernthermometer durchgeführt. Am Folgetag gegen 12.00 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden.

Die Gasflaschen wurden mit einem Mobilkran aus dem Gebäude gehoben und in einem mit Wasser

gefluteten Container gelegt (Wasserbad 24 Stunden bei Acetylenflaschen).

Am Donnerstag, den 07.Mai 2009, gegen 18.00 Uhr, war der Feuerwehreinsatz beendet.

 

Eingesetzte Kräfte:

FF Kulmbach (KdoW, ELW 1, drei MZF, LF 16, LF 16/12, zwei DLK 23/12, zwei TLF 16/25, LF 8,

TLF 16/24 Tr., LKW Dekon, RW 2, SWW),

FF Melkendorf (TSF), FF Katschenreuth (TSF), FF Rotwind (LF 16),

FF Neudrossenfeld (TLF 16/25, LF 10/6, MZF), FF Mainleus (LF 16/12, LF 8, MZF),

FF Schwarzach (TLF 16/25), FF Thurnau (KdoW, TLF 16/25, TSF-W, SKW, MZF),

FF Kasendorf (LF 16/12, SW 2000), FF Stadtsteinach (MZF),

FF Bayreuth (DLK 23/12, LF 16-TS, SWW),

UG-ÖEL, Feuerwehrnotfallseelsorger,

THW Kulmbach, BRK, Wasserwacht, DLRG, Malteser Hilfsdienst.

 

 

Schlussbetrachtungen:

Aufgrund der frühen Nachalarmierung weiterer Einsatzkräfte konnten alle angrenzenden Gebäude

und die meisten Baumaschinen der Abbruchfirma gehalten werden. Beispielhaft war die Zusammenarbeit

aller Rettungsorganisationen, aber auch die reibungslose Koordination der Führungskräfte untereinander.

Durch die stündlichen Lagebesprechungen konnte auf neue Lagen sofort reagiert und Maßnahmen

eingeleitet werden. Ohne die Hilfe des THW Kulmbach und den BRK Bereitschaften wäre es nicht möglich

gewesen alle „Nebenbaustellen“ abzuarbeiten.

Die Anwesenheit aller kommunalen Vertreter bei der Einsatzleitung

(Oberbürgermeister, Landrat, Sachgebietsleiter  usw.) ermöglichte kurzfristige Entscheidungen

der Einsatzleitung. Bei den insgesamt 17 Verletzten handelte es sich um einen Verdacht auf Herzinfarkt,

der sich nicht bestätigte, eine Sprunggelenkfraktur, zweimal Prellungen, 13 mal Verdacht Rauchgasinhalation.

Alle Betroffenen (fünf Feuerwehrleute, sechs Bauarbeiter und sechs Passanten )

wurden bereits am Abend wieder entlassen. 

 

 

Thomas Limmer, Kreisbrandinspektor, Einsatzleiter
Michael Weich, Stadtbrandmeister und stellv. Kommandant
Jürgen Hochgesang, Kreisbrandmeister, Pressesprecher

 


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